Poesiealbum.

Donnerstag, 26. Januar 2006

Gute Nacht.

Fremd bin ich eingezogen,
Fremd zieh' ich wieder aus.
Der Mai war mir gewogen
Mit manchem Blumenstrauß.
Das Mädchen sprach von Liebe,
Die Mutter gar von Eh' -
Nun ist die Welt so trübe,
Der Weg gehüllt in Schnee.

Ich kann zu meiner Reisen
Nicht wählen mit der Zeit:
Muß selbst den Weg mir weisen
In dieser Dunkelheit.
Es zieht ein Mondenschatten
Als mein Gefährte mit,
Und auf den weißen Matten
Such' ich des Wildes Tritt.

Was soll ich länger weilen,
Bis man mich trieb' hinaus?
Laß irre Hunde heulen
Vor ihres Herren Haus!
Die Liebe liebt das Wandern, -
Gott hat sie so gemacht -
Von Einem zu dem Andern -
Fein Liebchen, Gute Nacht!

Will dich im Traum nicht stören,
Wär' Schad' um deine Ruh',
Sollst meinen Tritt nicht hören -
Sacht, sacht die Thüre zu!
Ich schreibe nur im Gehen
An's Thor noch gute Nacht,
Damit du mögest sehen,
Ich hab' an dich gedacht.


Wilhelm Müller
(1794-1827)

Donnerstag, 19. Januar 2006

Kosmos

Der Fehler der Deutschen ist immer gewesen,
Wie rühmlich man sie sonst auch nennt,
Daß sie versuchen da zu lesen,
Wo man noch kaum den Buchstab kennt.


Franz Grillparzer
(1791-1872)

Mittwoch, 18. Januar 2006

Winterliche Stanzen

Nun sollen wir versagte Tage lange
ertragen in des Widerstandes Rinde;
uns immer wehrend, nimmer an der Wange
das Tiefe fühlend aufgetaner Winde.
Die Nacht ist stark, doch von so fernem Gange,
die schwache Lampe überredet linde.
Laß dichs getrösten: Frost und Harsch bereiten
die Spannung künftiger Empfänglichkeiten.

Hast du denn ganz die Rosen ausempfunden
vergangnen Sommers? Fühle, überlege:
das Ausgeruhte reiner Morgenstunden,
den leichten Gang in spinnverwebte Wege?
Stürz in dich nieder, rüttele, errege
die liebe Lust: sie ist in dich verschwunden.
Und wenn du eins gewahrst, das dir entgangen,
sei froh, es ganz von vorne anzufangen.

Vielleicht ein Glanz von Tauben, welche kreisten,
ein Vogelanklang, halb wie ein Verdacht,
ein Blumenblick (man übersieht die meisten),
ein duftendes Vermuten vor der Nacht.
Natur ist göttlich voll; wer kann sie leisten,
wenn ihn ein Gott nicht so natürlich macht.
Denn wer sie innen, wie sie drängt, empfände,
verhielte sich, erfüllt, in seine Hände.

Verhielte sich wie im Übermaß und Menge
und hoffte nicht noch Neues zu empfangen,
verhielte sich wie Übermaß und Menge
und meinte nicht, es sei ihm was entgangen,
verhielte sich wie Übermaß und Menge
mit maßlos übertroffenem Verlangen
und staunte nur noch, dass er dies ertrüge:
die schwankende, gewaltige Genüge.


Rainer Maria Rilke
(1875-1926)

Freitag, 13. Januar 2006

...

Wie neubegierig die Möwe
Nach uns herüberblickt,
Weil ich an deine Lippen
So fest mein Ohr gedrückt!

Sie möchte gerne wissen,
Was deinem Mund entquillt,
Ob du mein Ohr mit Küssen
Oder mit Worten gefüllt?

Wenn ich nur selber wüßte,
Was mir in die Seele zischt!
Die Worte und die Küsse
Sind wunderbar vermischt.


Heinrich Heine
(1797-1856)

* der Autor
geb. am 13.12.1797 in Düsseldorf, gest. am 17.2.1856 in Paris

Aus der Dose:

DIE JAHRE LEHREN VIELES
WOVON DER TAG KEINE AHNUNG HAT

R.Waldo Emerson

Mittwoch, 11. Januar 2006

dableibt

liebe ist das
was dableibt
die, auch wenn
das tauschgeschäft
schief liegt,
dableibt

gelegentlich flieht liebe
aus dem offenen fenster
flieht den vielen worten

liebe lebt auf dem saturn
wenn jemand sagt:
was hab ich davon
in der stille
kehrt sie zurück

und deine schritte sind
wieder schritte in der welt
deine augen nicht mehr
sortiermaschine, feinde nur
armen würstchen, freunde
getreide und knisternde küche

liebe mag das turnen
auf laken, gleichermaßen
den zögernden und
den kräftigen griff,
liebe verschlampt den abwasch


Udo Tiffert
(*1963)

Donnerstag, 5. Januar 2006

Für und für.

Im ersten matten Dämmer thront
Der blasse klare Morgenmond.

Der Friede zittert: Ungestüm
Reckt sich der Tag, das Ungetüm,

Und schüttelt sich und brüllt und beißt
Und zeigt uns so, was leben heißt.

Die Sonne hat den Lauf vollbracht,
Und Abendröte, Mitternacht.

Im ersten matten Dämmer thront
Der klare blasse Morgenmond.

Und langsam frißt und frißt die Zeit
Und frißt sich durch die Ewigkeit.


Detlev von Liliencron
(1844-1909)

Montag, 2. Januar 2006

Silvesternacht.

Und nun, wenn alle Uhren schlagen,
So haben wir uns was zu sagen,
Was feierlich und hoffnungsvoll
Die ernste Stunde weihen soll.

Zuerst ein Prosit in der Runde!
Ein helles, und aus frohem Munde!
Ward nicht erreicht ein jedes Ziel,
Wir leben doch, und das ist viel.

Noch einen Blick dem alten Jahre,
Dann legt es auf die Totenbahre!
Ein neues grünt im vollen Saft!
Ihm gelte unsre ganze Kraft!

Wir fragen nicht: Was wird es bringen?
Viel lieber wollen wir es zwingen,
Daß es mit uns nach vorne treibt,
Nicht rückwärts geht, nicht stehen bleibt.

Nicht schwächlich, was sie bringt, zu tragen,
Die Zeit zu lenken, laßt uns wagen!
Dann hat es weiter nicht Gefahr.
In diesem Sinne: Prost Neujahr!


Ludwig Thoma
(1867-1921)

Freitag, 30. Dezember 2005

...

Weißt du, daß ich dir müde Rosen flechte
ins Haar, das leis ein weher Wind bewegt -
Siehst du den Mond, wie eine silberechte
Merkmünze, und ein Bild ist eingeprägt:
ein Weib, das lächelnd dunkle Dornen trägt -
Das ist das Zeichen toter Liebesnächte.

Fühlst du die Rosen auf der Stirne sterben?
Und jede läßt die Schwester schauernd los
und muß allein verdarben und verderben,
und alle fallen fahl in deinen Schooß.
Dort sind sie tot. Ihr Leid war leis und groß.
Komm in die Nacht. Und wir sind Rosenerben.


Rainer Maria Rilke
(1875-1926)

Freitag, 23. Dezember 2005

SCHENKEN

Schenke gross oder klein,
Aber immer gediegen.
Wenn die Bedachten
Die Gaben wiegen,
Sei dein Gewissen rein.
Schenke herzlich und frei.
Schenke dabei
Was in dir wohnt
An Meinung, Geschmack und Humor,
So dass die eigene Freude zuvor
Dich reichlich belohnt.
Schenke mit Geist ohne List.
Sei eingedenk,
Dass dein Geschenk
Du selber bist.

Joachim Ringelnatz (1883-1934)

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Hermann Hesse
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